Kraftwerk Deuben geht vom Netz

7. Dezember 2021

Zeitz/Deuben. Mit der Außerbetriebnahme des MIBRAG-Kraftwerks Deuben (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) geht heute, am 7. Dezember 2021, eine 85jährige Ära am Veredlungsstandort Deuben zu Ende. Gestern, am 6. Dezember 2021, fuhr der letzte Kohlezug aus dem Tagebau Profen ein. Mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tagschicht verfolgten bewegt die letzte Fahrt.

Ulrich Single, Direktor Energieerzeugung und Vertrieb, dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz: „In den 85 Jahren des Veredlungsstandortes Deuben haben Generationen von Bergleuten immer ihre Aufgabe erfüllt und das ist auch heute so. Nicht nur wir in Deuben, sondern alle Kolleginnen und Kollegen von MIBRAG können stolz auf das sein, was in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geleistet wurde. Ganz besonders danke ich ihnen, dass sie auch nach dem Stilllegungsbeschluss für den sicheren und zuverlässigen Betrieb in den vergangenen Wochen und Monaten bis zum heutigen Tag gesorgt haben.“

Das Kraftwerk Deuben lieferte Strom für die MIBRAG-Tagebaue Profen und Vereinigtes Schleenhain. Die ebenfalls in Deuben produzierten Briketts wärmten Haushalte weit über die Region hinaus und der Braunkohlenstaub sorgte bei Industriekunden für hohe Temperaturen im Produktionsprozess. Die Geschichte des Veredlungskomplexes, der 1936 als Kraft-Wärme-Verbund mit Kraftwerk, Brikettfabrik und Schwelerei schrittweise seinen Betrieb aufnahm und zu einer Landmarke wurde, geht nun zu Ende.

Dr. Armin Eichholz, Vorsitzender der Geschäftsführung MIBRAG, sagte zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort: „Deuben war für einige von Ihnen über mehr als vier Jahrzehnte der Arbeitsplatz. Sie haben in dieser Zeit viele Veränderungen vollzogen und so manche Klippen gemeistert. Mir ist bewusst, wie intensiv, wechselhaft und auch anspruchsvoll insbesondere die vergangenen Jahre waren. Dabei war auf Sie immer Verlass. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken.“

Der 2020 beschlossene Ausstieg aus der Kohleverstromung und wirtschaftliche Gründe führten dazu, dass MIBRAG sich mit dem Kraftwerk Deuben an der zweiten Runde des Auktionsverfahrens für die vorzeitige Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten beteiligte. Mit dem Zuschlag der Bundesnetzagentur wurde der Weg für eine sozialverträgliche Außerbetriebnahme des Kraftwerks frei. Während die älteren Beschäftigten über sozialverträgliche Regelungen das Unternehmen verlassen, beginnt für die jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an anderen Standorten bei MIBRAG eine neue Arbeit. Der Zuschlag bedeutet auch einen wichtigen Meilenstein für den Umbau des Unternehmens und die Ausrichtung auf die Zukunft.

In der Staubfabrik am Veredlungsstandort Deuben wurde bereits am 17. November 2021 die letzte Schicht gefahren. Am 7. Dezember 2021 wird das Kraftwerk Deuben und damit der Veredlungsstandort insgesamt stillgelegt.

Zahlen und Fakten:

Das Kraftwerk Deuben erzeugte in seinem ersten Jahr 1936 rund 8.300 MWh Elektroenergie. Mit 616.188 MWh erreichte das Kraftwerk im Jahr 2000 die höchste Produktion.

1936 wurden 99.000 Tonnen Briketts produziert, in den 1970er und 80er Jahren stieg die Herstellung auf über eine Million Tonnen pro Jahr.

Am 19. Dezember 2003 wurde in Deuben das letzte Brikett aus mitteldeutscher Kohle gepresst. 2018, dem letzten Jahr der Brikettherstellung in Deuben aus Lausitzer Kohle, wurden fast 14.500 Tonnen produziert.

Die 1993 begonnene Staubproduktion erreichte im ersten Jahr 27.150 Tonnen. Die höchste Produktion wurde 1997 erzielt – sie lag bei 261.400 Tonnen. In diesem Jahr wurden rund 115.000 Tonnen Braunkohlenstaub produziert.

Mit der Inbetriebnahme der Rauchgasentschwefelungsanlage fiel auch Gips an. 1996 wurden knapp 5.200 Tonnen hergestellt. Die Menge stieg in den Folgejahren auf nahezu 79.000 Tonnen im Jahr.

Das Kraftwerk Deuben war mit sechs Kesseln und vier Gegendruckturbinen ausgestattet. 1940 wurde eine Kondensationsturbine im Kraftwerk nachgerüstet. In der Brikettfabrik konnten mit acht Trocknern und zwölf Pressen täglich bis zu 1.800 Tonnen Briketts produziert werden.

Zuletzt verfügte das Kraftwerk mit seinen fünf Dampfkesseln über eine installierte Leistung von 300 MW thermisch. Vier Röhrentrockner, eine Walzenschüsselmühle und vier Staubsilos bildeten die Staubfabrik.

Kraftwerk und Staubfabrik wurden mit Braunkohle aus dem Tagebau Profen versorgt.

Zuletzt arbeiteten 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Deuben. Zu Hochzeiten waren hier etwa 2.000 Menschen beschäftigt.

Vor 1989 gehörten auch ein Betriebskindergarten und eine Poliklinik zum Standort. Eine sogenannte Badewasserleitung führte direkt in das benachbarte Freibad. Auf dem Gelände befand sich auch die Ausbildungsstätte, die 2013 in das moderne Ausbildungszentrum am Standort Profen umgezogen ist.

MIBRAG entwickelt mit Hochdruck neue Geschäftsfelder, unter anderem in den Bereichen Recycling, Erneuerbare Energien, Wasserstoff und Bio-Brennstoffe, um das Unternehmen bis zum Ende der Kohleverstromung vollständig zu transformieren.

MIBRAG

Die 1994 gegründete MIBRAG mit Sitz in Zeitz (Sachsen-Anhalt) betreibt die Tagebaue Profen (Sachsen-Anhalt) und Vereinigtes Schleenhain (Sachsen). Das Unternehmen beliefert die beiden Großkraftwerke Schkopau und Lippendorf sowie Heizkraftwerke und Industriebetriebe in Chemnitz und Zeitz mit Kohle. Mit über 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählt MIBRAG zu den größten Arbeitgebern im Süden von Sachsen-Anhalt.

Foto: Jakob Richter
Das Motiv kann unter Pressefotos heruntergeladen werden.

MIBRAG-Standort Deuben Foto: Jakob Richter
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