Köln/Berlin – Die deutsche Braunkohle wird weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer sicheren, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Energieversorgung leisten, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Vereins (DEBRIV), Dr. Helmar Rendez, anlässlich des diesjährigen Braunkohlentags in Köln. Die deutsche Braunkohlenindustrie fordere Planungssicherheit und politische Verlässlichkeit bis zu dem von der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung vorgeschlagenen Enddatum für die Kohlennutzung. Bis Ende 2038 muss die Lebensfähigkeit des Industriezweigs und der Reviere unbedingt erhalten bleiben, sagte Rendez. Gegenüber den bisherigen Revierplanungen bedeuten die Empfehlungen der Kommission eine deutliche Verkürzung, was erhebliche Strukturanpassungen in den Regionen und schwerwiegende Eingriffe in die Tätigkeit und Planungen der Unternehmen zur Folge habe.
Rendez appellierte an alle Verantwortlichen, insbesondere in der Wirtschafts-, Energie- und Umweltpolitik, die Risiken von Fehlentwicklungen nicht zu unterschätzen. Die viertgrößte Volkswirtschaft brauche gleichermaßen Sicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz in der Energieversorgung. Eine verlässliche Stromversorgung ohne Unterbrechungen an 365 Tagen im Jahr benötige verlässliche Erzeugungskapazitäten wie die Braunkohle sie seit Jahrzehnten biete. Die gesicherte Leistung von PV und Wind liege, trotz hoher und wachsender Einspeisungen, immer noch zwischen Null und einem Prozent des Bedarfs. Es sei zudem wenig wahrscheinlich, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre Speicherkapazitäten für eine 14-tägige kalte Dunkelflaute entwickelt und bereitgestellt werden können. Bereits 2023 sei jedoch damit zu rechnen, dass die inländischen Stromerzeugungskapazitäten nicht mehr ausreichen werden, um hohe Netzlasten abzudecken.
“Solange wir Braunkohle nutzen, werden wir einen dämpfenden Effekt auf die Strompreise haben,” erklärte Rendez zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stromerzeugung aus Braunkohle. Gerade in einem rauer werdenden konjunkturellen Umfeld werde die Wertschätzung dieses Beitrages der Braunkohle wieder steigen, sagte Rendez weiter.
Klimapolitisch hat die deutsche Braunkohle nach den Worten des DEBRIV-Vorstandvorsitzenden bereits “geliefert”. Seit 1990 sind die CO2-Emissionen der Braunkohle um rund 50 Prozent gesunken. Auch in Zukunft bleibe die Kohlenverstromung “hundertprozentig kompatibel zu den europäischen Klimaschutzzielen”.
Zukunftsaufgaben angehen
Jetzt gehe es darum, auf einem sicheren energie- und umweltpolitischen Fundament die Empfehlungen der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung umzusetzen. Der von der Kommission vorgeschlagene Verzicht auf neue Tagebaue zur energetischen Nutzung erstreckt sich, so der DEBRIV-Vorstandsvorsitzende, nicht auf bestehende Planungen im Rahmen der Leitentscheidungen oder Braunkohlenpläne der Länder, auch laufende oder geplante Umsiedlungen müssen durchgeführt werden. Keinesfalls dürfen die Empfehlungen der Kommission durch neue energie- und umweltrechtliche Eingriffe unterlaufen werden. Vorzeitige Stilllegungen müssen angemessen und auf dem Verhandlungswege entschädigt werden, das gilt insbesondere auch für die Tagebaue. Zur Absicherung einer sicheren und wirtschaftlichen Energieversorgung hält der DEBRIV realistische Revisionsklauseln sowie transparente Überprüfungen der Beschlüsse für unverzichtbar. Um nachhaltige Perspektiven für die Regionen zu entwickeln, sei ein aktiver Bergbau als industrielle Andockstelle von großer Bedeutung.
Rückgänge bei Förderung und Stromerzeugung
Die inländische Braunkohlenförderung lag 2018 um 2,9 Prozent unter dem Ergebnis von 2017. Gefördert wurden insgesamt 166,3 Millionen Tonnen (Mio. t) Rohbraunkohle. Im Rheinland verringerte sich die Produktion um 5,4 Prozent auf 86,3 Mio. t. In der Lausitz sank die Förderung um 0,8 Prozent auf 60,7 Mio. t. Das mitteldeutsche Revier verzeichnete dagegen einen Anstieg der Förderung um 2,2 Prozent auf 19,2 Mio. t. Die Veränderungen entsprechen weitgehend der Entwicklung bei den Lieferungen an die Kraftwerke. Die Stromerzeugung aus Braunkohle betrug 145,5 Milliarden Kilowattstunden, das waren 2,9 Prozent weniger als 2017 und der sechste Rückgang in Folge. Die Zahl der Beschäftigten in den Unternehmen der deutschen Braunkohlenindustrie ging geringfügig um 0,2 Prozent auf 20.851 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zurück.
Im ersten Quartal 2019 war die Braunkohlenförderung und -lieferung an Kraftwerke der allgemeinen Versorgung um knapp 18 Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es wurden somit etwa 7 Mio. t weniger CO2 emittiert. Diese Entwicklung ist vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: Die Überführung zusätzlicher Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft, eine erheblich höhere Windenergieeinspeisung sowie die Auswirkungen der Förderreduzierungen als Folge des Rodungsstopps im Hambacher Forst.
DEBRIV – Bundesverband Braunkohle